Staatsverschuldung: Ein kritischer Blick

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Ich bin Markus Neustadt und ich nehme auf meiner Webseite das Thema Staatsverschuldung genauer unter die Lupe.

Auf dieser Seite die Definition, Gründe und Folgen von Staatsverschuldungen sowie Länder mit hoher Staatsverschuldung und Länder mit niedriger Staatsverschuldung.

Alle Informationen zu Deutschland finden Sie unter „Staatsverschuldung in Deutschland“. Für Anregungen oder Fragen rund um meine Webseite schreiben Sie mir gerne über das Kontaktformular.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß,

Markus Neustadt

Auf einen Blick

  • Eine hohe Staatsverschuldung kann Regierungen in finanzielle Engpässe führen. Dadurch können laufende Sozialausgaben und Investitionen nur noch auf Kredit zahlbar sein
  • Die Berechnung der Staatsverschuldung ist komplex: Es gibt keine Formel, mit der die Schulden berechnet werden. Es fließen aktuelle Verbindlichkeit ein und gleichzeitig werden Kredite und Zinsen der Zukunft angerechnet
  • Auf meiner Webseite werden Sie alle relevanten Fakten zur Staatsverschuldung finden. Ich habe ihnen aktuelle Zahlen zusammengestellt, erkläre ich ihnen wie und warum der Staat Schulden macht und gehe auf die Folgen ein

Definition: Was ist die Staatsverschuldung?

Als Staatsschulden werden, wie der Name besagt, alle Schulden des Staates gegenüber Dritten bezeichnet. Es handelt sich um die kumulierten Schulden, die sich aus den Haushaltsdefiziten ergeben. Es werden die Forderungen und Verbindlichkeiten innerhalb des Staatssektors gegenübergestellt. In Deutschland werden in die Staatsverschuldung die Salden vom Bund, der Länder und der Sozialkassen einbezogen.

In der Regel wird der Staatsschuldenstand brutto ermittelt. Dies heißt, es erfolgt keine Verrechnung mit dem Vermögen des Staates.

So wird die Staatsverschuldung berechnet

Da die Berechnung der Staatsverschuldung aufgrund von expliziten und impliziten Schulden recht komplex ist, gibt es keine allgemeingültige Formel. In der Praxis haben sich aber zwei Modelle der Staatsverschuldungsangabe durchgesetzt. Auf der einen Seite steht das Haushaltsdefizit eines Jahres. Die Finanzminister geben im Haushaltsplan an, wie hoch der Anteil der Ausgaben ist, der nur über Kredit realisierbar ist, sprich für den es keine Deckung durch die Staatsausgaben gibt. Die zweite statistische Angabe zeigt die Staatsverschuldung in Relation zum BIP (Bruttoinlandsprodukt).

Schulden des Staates vs. Bruttoinlandsprodukt

Die Finanzkraft eines Landes lässt sich sehr gut anhand der Schuldenquote ablesen. Die Schulden des Staates werden ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gestellt. Das BIP zeigt die wirtschaftliche Leistungskraft der Industrie, aus der sich letztlich auch die Einnahmen des Staates (Steuern) ergeben. Setzt man das Bruttoinlandsprodukt ins Verhältnis zu den Schulden im Haushalt, ergibt sich ein vergleichbares Bild zur Staatsverschuldung der Länder weltweit.

Staatsverschuldung in der Europäischen Union der Mitgliedstaaten im 1. Quartal 2024 in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP)
LandStaatsschuldenquote
Griechenland159,8%
Italien137,7%
Frankreich110,8%
Spanien108,9%
Belgien108,2%
Portugal100,4%
Österreich79,2%
Finnland77,5%
Zypern76,1%
Ungarn76,0%
Slowenien70,7%
Deutschland63,4%
Kroatien63,3%
Slowakei60,7%
Rumänien51,6%
Polen51,4%
Malta50,4%
Lettland44,5%
Niederlande43,9%
Tschechien43,4%
Irland42,5%
Litauen40,1%
Dänemark34,0%
Schweden30,8%
Luxemburg27,2%
Estland23,6%
Bulgarien22,6%

Daten von Statista aus dem Juli 2024 (Schuldenquote in Relation zum BIP)

Im Maastricht-Vertrag ist eigentlich geregelt, dass der Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt eine Quote von 60% nicht übersteigen soll. Die Maastrichter Konvergenzkriterien, die im Februar 1992 beschlossen wurden, sind vor allem für die Euro-Staaten von relevanter Bedeutung.

Warum macht der Staat Schulden?

Der Staat muss Schulden aufnehmen, um sich finanzielle Mittel zu beschaffen, die über die Einnahmen hinausgehen. Pauschal kann gesagt werden, dass der Staat durch die Einnahmen aus den Steuern im Haushalt nicht genügend Geld hat, um all seinen Verpflichtungen nachzukommen. Das aufgenommene Kapital wird zum Beispiel dazu genutzt, um Investitionen in Infrastruktur, Bildung und soziale Sicherungssysteme vorzunehmen. Der Hauptgrund für die Schuldenaufnahme des Staates ist immer das Haushaltsdefizit.

Ein weiter Grund für die Neuverschuldung des Staates kann die wirtschaftliche Stabilisierung in Krisenzeiten sein. Das beste Beispiel hierfür war die Corona-Pandemie. Der Staat versucht durch neue Ausgaben, die Nachfrage am Markt zu stimulieren, um so die Wirtschaft zu stabilisieren und Arbeitsplätze zu sichern.

Neue Verschuldungen sind zudem oft nötig, wenn der Staat für seine internationalen Verpflichtungen nicht genügend Geld im Haushalt ausweisen kann. Ich denke an dieser Stelle zum Beispiel an die Zahlungen an die Europäische Union oder die NATO.

Nicht selten sind es zudem politische Entscheidungen, die zu einer höheren Staatsverschuldung führen. Gerade vor Wahlen versuchen Politiker, mit „Geldgeschenken“ die Wähler zu überzeugen. In Deutschland – Stichwort Schuldenbremse – zeigt sich, dass sich die konservativen Kräfte für eine niedrige Staatsverschuldung einsetzen. Die linksgrünen Politiker favorisieren hohe Schuldenaufnahmen, um daraus wichtige Investitionen in die Zukunft zu tätigen. Sie sehen die Staatsverschuldung keynesianisch (benannt nach dem britischen Ökonom John Maynard Keynes) zur Bekämpfung der Deflation und als Mittel um Nachfragelücken zu decken.

Faktoren, die die Staatsverschuldung beeinflussen

Die Staatsverschuldung wird von drei Hauptfaktoren beeinflusst:

  1. Wirtschaftliche Krisen: Covid-19 und die Finanzkrise 2007/08 waren die letzten globalen Krisen, die die Staatsverschuldung in die Höhe getrieben haben. Die Regierungen mussten neue Schulden aufnehmen, um der Wirtschaft zu helfen. Krisen können beispielsweise aber auch von Naturkatastrophen ausgelöst werden.
  2. Zins: Ein wesentlicher Punkt der Staatsverschuldung ist der aktuelle Zins. Niedrige Zinsen entlasten die Staatsfinanz. Hohe Zinsen führen zu zusätzlichen Ausgaben und Belastungen. Niedrigzinsphasen können vom Staat genutzt werden, um Schulden abzubauen, bieten sich aber gleichzeitig an, um kostengünstige Neuverschuldungen einzugehen.
  3. Wirtschaftswachstum: Wächst die Wirtschaft, steigen die Einnahmen des Staates. Die relative Schuldenlast im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt sinkt. Richtig ist, dass die Schuld aus Zins und Verpflichtung zwar summarisch gleichbleibt, die Schuldenquote aber niedriger ist.
Haushaltsdefizit der Industrieländer: Statistik und Prognose
Land20182019202020212022202320242025
Belgien−0,9%−2,0%−8,9%−5,4%−3,5%−4,9%−4,9%−5,0%
Bulgarien+1,7%+2,1%−3,8%−4,0%−2,9%−3,0%−3,0%−3,2%
Dänemark+0,8%+4,1%+0,4%+4,1%+3,3%+2,6%+1,8%+1,2%
Deutschland+1,9%+1,5%−4,3%−3,6%−2,5%−2,2%−1,6%−1,3%
Estland−0,6%+0,1%−5,4%−2,5%−1,0%−2,9%−2,4%−3,6%
Finnland−0,9%−0,9%−5,6%−2,8%−0,8%−2,4%−3,2%−3,4%
Frankreich−2,3%−3,1%−9,0%−6,5%−4,8%−4,8%−4,4%−4,3%
Griechenland+0,9%+0,9%−9,7%−7,0%−2,4%−2,3%−0,9%−0,8%
Irland+0,1%+0,5%−5,0%−1,5%+1,7%+0,9%+0,6%+1,0%
Italien−2,2%−1,5%−9,6%−8,8%−8,0%−5,3%−4,4%−4,3%
Kroatien−0,1%+0,2%−7,3%−2,5%+0,1%−0,1%−1,8%−1,8%
Lettland−0,7%−0,5%−4,5%−7,2%−4,6%−3,2%−3,1%−3,1%
Litauen+0,5%+0,5%−6,5%−1,1%−0,7%−1,6%−2,3%−2,1%
Luxemburg+3,0%+2,2%−3,4%+0,6%−0,3%−1,9%−2,1%−1,0%
Malta+2,0%+0,5%−9,6%−7,5%−5,7%−5,1%−4,6%−4,1%
Niederlande+1,5%+1,8%−3,7%−2,2%−0,1%−0,5%−1,8%−2,0%
Österreich+0,2%+0,6%−8,0%−5,8%−3,5%−2,6%−2,4%−2,2%
Polen−0,2%−0,7%−6,9%−1,8%−3,7%−5,8%−4,6%−3,9%
Portugal−0,3%+0,1%−5,8%−2,9%−0,3%+0,8%+0,1%0,0%
Rumänien−2,8%−4,3%−9,3%−7,2%−6,3%−6,3%−5,3%−5,1%
Schweden+0,8%+0,5%−2,8%0,0%+1,1%−0,2%−0,7%−0,6%
Slowakei−1,0%−1,2%−5,4%−5,2%−2,0%−5,7%−6,5%−6,8%
Slowenien+0,7%+0,7%−7,6%−4,6%−3,0%−3,7%−3,3%−2,9%
Spanien−2,6%−3,1%−10,1%−6,7%−4,7%−4,1%−3,2%−3,4%
Tschechien+0,9%+0,3%−5,8%−5,1%−3,2%−3,8%−2,4%−1,8%
Ungarn−2,1%−2,0%−7,6%−7,2%−6,2%−5,8%−4,3%−3,8%
Zypern−3,6%+0,9%−5,7%−1,9%+2,4%+2,3%+2,1%+2,5%
Großbritannien−2,2%−2,5%−13,0%−7,9%−4,6%−3,7%−2,9%−2,9%
USA−6,1%−6,6%−14,7%−11,9%−3,8%−8,0%−7,5%−7,4%
Japan−2,5%−3,0%−9,1%−6,2%−7,1%−6,6%−5,3%−4,1%

Daten der Wirtschaftskammer Österreich, basierend auf Eurostat-Berechnungen aus dem März 2024

Die Zahlen aller Länder belegen, dass es in Sachen Haushaltsdefizit in der Corona-Pandemie 2020 einen echten Crash gegeben hat. Alle Staaten mussten sich neu verschulden. In den Jahren 2021 und 2022 hat sich die Situation etwas verbessert. Die Krisenzeit wirkt sich aber noch immer auf die Staatsschuldenquote aus.

So nimmt ein Staat Schulden auf

Will oder muss ein Staats neue Schulden aufnehmen, so geschieht dies in der Regel durch die Ausgabe von Anleihen, Staatsanleihen genannt. Die Emission der Wertpapiere bringt dem Staat Geld und Investoren Zinsen. Eine Anleihe des Staates gilt als eine der sichersten Anlageformen überhaupt. Der Zins der Staatsanleihen ist abhängig von der Marktsituation und der Laufzeit der Wertpapiere. Zudem spielt die Bonität des Staates eine Rolle. Hochverschuldete Länder haben es schwer, kostengünstig neues Kapital zu erhalten. Sie können als Privatinvestor in Anleihen des Staates investieren, wobei die Wertpapiere in der Praxis aber meist von institutionellen Anlegern (Banken, Fonds, Investment- und Vermögensverwaltungen oder Versicherungen) gekauft werden.

Der Staat hat zudem die Möglichkeit, neues Geld durch eine direkte Kreditaufnahme bei Banken und Sparkassen zu erhalten. Die Darlehen werden dann marktüblich verzinst. In Deutschland ist die Kreditaufnahme bei Banken weniger im Bund, sondern vor allem in den Kommunen üblich. Eine besondere Form der Kreditaufnahme ist die Zentralbankfinanzierung. Sie ist vor allem für Staaten mit einer eigenen Währung wichtig. Die Zentralbanken kaufen Staatsanleihen, um den Zins niedrig zu halten und die Liquidität des Staates zu erhöhen. Vornehmlich in Krisenzeiten greifen Zentralbanken ein, um konjunkturell die Wirtschaft zu stützen und/oder die Währung stabil zu halten.

Die Folgen einer hohen Staatsverschuldung

Die Folgen hoher Staatsschulden müssen nicht zwingend negativ sein. Es gibt auch positive Aspekte. Ich fasse zusammen:

Negative Folgen:

  • Der Handlungsspielraum des Staates ist eingeschränkt, da ein Großteil vom Budget im Haushalt zur Rückzahlung der Schulden bzw. für Zinszahlungen benötigt wird.
  • Die Zinsen können in der Verschuldungsphase steigen. Die Kosten für eine neue Kreditaufnahme können steigen. Teilweise gibt es Staatsanleihen mit flexiblen Zinsen.
  • Wird die Staatsverschuldung durch Geldschöpfung der Zentralbanken finanziert, erhöht dies das Inflationsrisiko.
  • Eine hohe Staatsverschuldung bringt vielfach Verdrängungseffekte mit sich.  Ein Teil des verfügbaren Gesamtkapitals wird vom Staat absorbiert. Es steht der freien Wirtschaft nicht zur Verfügung.
  • Hohe Schulden des Staates führen zu einem Vertrauensverlust bei den Investoren. Neue Kreditaufnahmen werden so noch teurer.

Positive Aspekte:

  • Unterstützung der Konjunktur in Krisenzeiten. Es können Nachfrageausfälle in der Wirtschaft kompensiert werden.
  • Zukunftsinvestitionen werden getätigt. Sofern die aufgenommenen Schulden zu klugen, werthaltigen Investitionen führen, wird das Wachstumspotential der Volkswirtschaft erhöht. Nachfolgende Generationen können entlastet werden.
  • Durch die Neuverschuldung kann der Staat flexibel agieren, bei unvorhergesehenen Ereignissen (u.a. Krieg, Naturkatastrophen)
Entwicklung der Staatsschuldenquote und Prognose
Land2015202020212022202320242025
Belgien105,2%111,8%108,0%104,3%106,3%106,4%107,3%
Deutschland71,9%68,8%69,0%66,1%64,8%63,6%62,7%
Estland10,1%18,6%17,8%18,5%19,2%20,5%23,2%
Finnland68,3%74,7%72,5%73,3%74,3%76,9%79,1%
Frankreich95,6%114,6%112,9%111,8%109,6%109,5%110,0%
Griechenland176,7%207,0%195,0%172,6%160,9%151,9%147,9%
Irland76,5%58,1%54,4%44,4%43,0%41,4%40,2%
Italien135,3%154,9%147,1%141,7%139,8%140,6%140,9%
Kroatien83,0%86,8%78,1%68,2%60,8%58,8%58,2%
Lettland37,0%42,2%44,0%41,0%41,7%42,3%43,2%
Litauen42,5%46,2%43,4%38,1%37,3%38,3%39,0%
Luxemburg21,1%24,6%24,5%24,7%26,8%28,7%29,3%
Malta56,2%52,2%54,0%52,3%53,3%55,8%57,2%
Niederlande64,6%54,7%51,7%50,1%47,1%46,6%46,8%
Österreich84,9%83,0%82,5%78,4%76,3%75,6%74,8%
Portugal131,2%134,9%124,5%112,4%103,4%100,3%97,2%
Slowakei51,7%58,9%61,1%57,8%56,7%59,9%62,9%
Slowenien82,6%79,6%74,4%72,3%69,3%68,4%67,9%
Spanien103,3%120,3%116,8%111,6%107,5%106,5%106,5%
Zypern107,5%114,9%99,3%85,6%78,4%71,5%66,3%
Bulgarien25,9%24,6%23,9%22,6%23,5%24,3%26,1%
Dänemark39,8%42,3%36,0%29,8%30,3%28,4%27,2%
Polen51,3%57,2%53,6%49,3%50,9%54,4%56,2%
Rumänien37,8%46,8%48,5%47,2%47,9%48,9%50,5%
Schweden43,7%39,9%36,5%32,9%30,4%30,1%29,6%
Tschechien39,7%37,7%42,0%44,2%44,7%45,5%45,5%
Ungarn75,8%79,3%76,7%73,9%69,9%71,7%70,3%
Albanien72,7%74,3%74,5%64,6%62,5%61,2%60,9%
Island97,3%77,7%75,4%68,2%61,8%58,7%56,1%
Montenegro66,2%105,3%82,5%69,5%61,0%63,5%61,2%
Nordmazedonien38,1%50,8%52,0%50,9%51,0%51,7%51,1%
Norwegen33,2%45,2%42,5%37,4%36,4%35,0%32,2%
Schweiz43,0%43,9%41,5%37,7%37,0%36,6%36,4%
Serbien57,8%57,1%55,6%52,2%51,2%50,1%
Türkei27,4%39,6%41,7%31,7%32,0%33,0%32,8%
Großbritannien87,9%105,8%105,3%100,4%97,4%96,5%96,5%
USA103,4%130,1%125,5%122,0%122,5%125,0%127,4%
Japan228,3%258,6%255,1%257,7%251,7%250,8%250,0%

Daten basierend auf einer Veröffentlichung der Wirtschaftskammer Österreich und Eurostat vom März 2024

Klassifizierung: Bewertung und Einteilung der staatlichen Schulden

Die Staatsschulden werden unterschiedlich betrachtet und klassifiziert. Ich gebe ihnen einen kleinen Überblick:

Externe und interne Gläubiger

Interne Gläubiger werden in der Wirtschaftslehre beim Blick auf die Staatsschulden als weniger riskant gesehen. Da das Geld im Land bleibt, sprechen Ökonomen sogar von der „Schuld an sich selbst“. Schulden bei externen Gläubigern haben das Risiko, dass die Kreditgeber die Möglichkeit bekommen, die Entscheidungen des Staates zu beeinflussen.

Eigen- oder Fremdwährung

Wesentlich ist zudem, in welcher Währung die Schulden vorhanden sind. Handelt es sich um die eigene Währung, kann eine Zentralbank zum Beispiel mit der entsprechenden Zinspolitik für die Entlassung sorgen. Fremdwährungsschulden haben hingegen ein zusätzliches Kursrisiko.

Abgrenzung des föderalen Prinzips

Bund, Länder, Gemeinden (öffentliche Haushalte) und Sozialversicherung – in Deutschland können die Schulden des Staates nach dem föderalen Prinzip abgegrenzt werden. Des Weiteren wird zwischen dem Kernhaushalt und der Extrahaushalte unterschieden.

Entstehungsursache der Schulden

Bei der Entstehungsursache wird zwischen konjunkturellen und strukturellen Schulden unterschieden. Konjunkturelle Schulden führen in der Zukunft zu höheren Einnahmen. Die Investitionen rechnen sich in einem längeren Zeitraum. Strukturelle Schulden sind kritischer, beispielsweise bei einer nicht effizienten Verwaltung.

Explizite und implizite Staatsverschuldung

Die explizite Staatsverschuldung umfasst alle erkennbaren Verbindlichkeiten, aus Krediten, Staatsanleihen und anderen Zahlungsverpflichtungen. Implizite Verpflichtungen sind im aktuellen Schuldenstand noch nicht ersichtlich. Sie kommen erst in den kommenden Jahren zum Tragen, beispielsweise durch höhere Zahlungsverpflichtungen bei der Beamtenversorgung. Ein wesentlicher Punkt für die implizite Staatsverschuldung ist die demografische Entwicklung eines Landes.

So kann der Staat seine Schulden senken

Wie kann eine Regierung die Staatsverschuldung senken? Es gibt mehrere Ansatzpunkte. Bereits fiskalische Maßnahmen, wie Einführung einer Schuldenbremse oder ein Limit für die Schuldenaufnahme, können zur mittel- und langfristigen Entschuldung führen. Des Weiteren hat der Staat durch Steuererhöhungen immer die Möglichkeit, für höhere Einnahmen zu sorgen. Denkbar ist darüber hinaus der Verkauf von Vermögenswerten oder das Auslagern von Staatsaufgaben an private Unternehmen. Veräußerbar sind zudem staatseigene Unternehmen.

Schuldensenkungen sind darüber hinaus durch strukturelle Maßnahmen, beispielsweise die Reform des Sozial- und Rentensystems möglich. Staaten mit sehr hohen Schulden können internationale Hilfe in Anspruch nehmen, unter anderem vom Internationalen Währungsfonds, um sich zu entschulden.

Länder mit hoher Staatsverschuldung

Japan gilt als eine der wirtschaftlich stärksten Nationen. Trotzdem hat das Land eine riesige Schuldenlast zu tragen, die Ende des Vorjahres 252,36% vom BIP betrug. Noch schwerer verschuldet ist der Libanon mit 283,2%. Das höchstverschuldete Land der Welt ist Sudan, mit 316,48%.

Bei den Mitgliedsstaaten der EU führen Griechenland und Italien die Schuldnerliste an. Die italienische Staatsverschuldung lag im Jahr 2023 bei 137,3%. Griechenland kommt im ersten Quartal dieses Jahres auf eine Schuldenquote von 159,8%.

Top 20 der höchstverschuldeten Länder der Welt
LandStaatsschuldenquote
Sudan316,48%
Libanon283,2%
Japan252,36%
Griechenland168,83%
Singapur162,14%
Argentinien154,54%
Venezuela148,2%
Italien137,28%
Bahrain124,6%
Laos122,81%
USA122,15%
Malediven118,67%
Kap Verde115,38%
Sambia115,23%
Barbados114,84%
Bhutan114,36%
Frankreich110,64%
Spanien107,46%
Kanada107,13%
Belgien104,46%

Daten von Statista für Ende 2023

Länder mit niedriger Staatsverschuldung

Die niedrigste Staatsverschuldung Ende 2023 hat Brunei mit einer Schuldenquote von 2,33% des BIP. Auf Rang 2 folgt Kuwait mit 3,18%. Die eigentliche Nummer 1 ist aber Macau, ohne Schulden des Staates.

Trotz politischer und wirtschaftlicher Probleme hat Afghanistan eine sehr niedrige Staatsverschuldung, von nur 8,33% des BIP. Sehr gering, mit 11,79%, ist die Verschuldung im kleinen Pazifikstaat Tuvalu. Die niedrigste Verschuldung in Afrika weist die Demokratische Republik Kongo auf. Internationale Entschuldungsinitiativen haben die Schuldquote von 12,38% gesenkt.

Top 20 Länder mit niedrigster Schuldenquote
LandStaatsschuldenquote
Macau0,00%
Brunei2,33%
Kuwait3,18%
Turkmenistan4,7%
Hongkong6,46%
Tuvalu8,29%
Kiribati11,72%
Osttimor11,76%
Mikronesien12,42%
DR Kongo14,29%
Puerto Rico16,97%
Kosovo17,45%
Marshallinseln17,66%
Salomon Inseln17,97%
Aserbaidschan18,37%
Botswana19,41%
Russland19,66%
Nauru20,17%
Estland20,74%
Bulgarien22,05%

Daten von Statista für Ende 2023

Pro- und Contra: Staatsverschuldung in der Diskussion

Die Staatsverschuldung ist, wie bereits angedeutet, ein politisch umstrittenes Thema. Sie hat positive und negative Effekte. Positiv ist, dass durch die neuen Schulden wichtige Investitionen in die Infrastruktur möglich werden. Die öffentlichen Investitionen können zudem das Wachstumspotential der Volkswirtschaft erhöhen.

Negativ ist, dass der finanzielle Spielraum des Staates durch die Neuverschuldung weiter eingeschränkt wird. Die Belastung aus Zins und Tilgung steigt. Gleichzeitig kann der Staat ungewollt private Investoren verdrängen und so das Wirtschaftswachstum bremsen.

In Deutschland ist die Schuldenbremse im Grundgesetz verankert. Sie besagt, dass der Bund maximal 0,35% vom Bruttoinlandsprodukt als Neuverschuldung eingehen darf. Ausnahmen in Krisen sind möglich. Auf europäischer Ebene gibt es den Stabilitäts- und Wachstumspakt, der die Neuverschuldung auf maximal 3% des BIP und die Gesamtverschuldung auf 60% des BIP begrenzt.Fazit zur Staatsverschuldung

Obwohl die Staatsverschuldung ökonomisch nicht zwingend negativ zu betrachten ist, komme ich im Fazit zum Schluss, dass eine niedrige Staatsverschuldung vorteilhaft ist. Die Länder bleiben flexibel. Sie behalten eine gute Bonität und können in einer Wirtschaftskrise frisches Geld kostengünstig über Kredite aufnehmen. Investitionen in die Zukunft lassen sich realisieren.

Fragen und Antworten

Abschließend haben wir ihnen nochmals einige wichtige Fragen zur Staatsverschuldung zusammengestellt.

Wie wird die Staatsverschuldung berechnet?

Es gibt keine Formel zur Berechnung der Staatsverschuldung. In der Regel wird der Bruttoschuldenstand im Verhältnis zum BIP angegeben. Weitere Informationen gibt es im Abschnitt „So wird die Staatsverschuldung berechnet“.

Welche Folgen hat eine hohe Staatsverschuldung?

Eine hohe Staatsverschuldung hat negative Folgen, kann aber auch positive Aspekte haben. Lesen Sie mehr unter „Die Folgen einer hohen Staatsverschuldung“.

Was ist der Hauptgrund für die Schuldenaufnahme des Staates?

Der Hauptgrund für die Schuldenaufnahme ist das Haushaltsdefizit. Weitere Gründe lesen Sie unter „Warum macht der Staat Schulden?“.

Welcher Staat hat die höchste Verschuldung?

Die höchste Staatsverschuldung hat momentan der Sudan, lesen Sie mehr im Abschnitt „Länder mit hoher Staatsverschuldung“.

Ist die Staatsverschuldung volkswirtschaftlich grundsätzlich schlecht?

Ökonomen, Politiker und Wirtschaftswissenschaftler haben bei der Bewertung der Staatsschulden unterschiedliche Ansätze. Ausführliche Informationen finden Sie unter „Pro- und Contra: Staatsverschuldung in der Diskussion“.