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Die Gläubiger: Wer leiht dem Staat so viel Geld?

Wer die Gläubiger des Staates sind, ist nicht bekannt! Das Statistische Bundesamt ermittelt, wie viele Huf- und Hasentiere jährlich geschlachtet werden und wie groß die Heide­flächen in Sachsen-Anhalt sind. Aber wer dem Staat 2.000 Mrd. € geliehen hat - das wird nicht gefragt!

Nur von der Bundesbank gibt es eine Statistik, in der die Gläubiger in gerade mal fünf grobe Kategorien eingeteilt werden (Quellen 4-8).

Das hat wohl seinen Grund. Jahr für Jahr müssen Kredite in Höhe von über 370 Mrd. € (!) nach Ablauf der vereinbarten Lauf­zeit zurück­gezahlt werden. Das kann der Staat nicht, also muss er neue Gläubiger finden ("Umschuldung"). Die darf man nicht durch Neugier reizen. Es wird viel illegal erworbenes Vermögen dabei sein. Und andere Staaten fragen auch nicht.

So bleiben wichtige Fragen offen, die mit einer genauen Aufschlüs­selung der Gläubiger zu beantworten wären:

Wie sind die Einkommens­verhältnisse der Gläubiger? Das könnte die Frage beantworten, ob Staats­verschuldung "Umverteilung von unten nach oben" ist, ob also die Arbeit­nehmer mit ihrer Lohn­steuer und die Verbraucher mit ihrer Umsatz­steuer Zinsen an die Wohlhabenden zahlen.

Wer verbirgt sich hinter der Gruppe der auslän­dischen Gläubiger? Da werden viele Deutsche darunter sein, die über auslän­dische Banken deutsche Staats­verschuldungspapiere kaufen. Die Frage ist interessant für die Kosten der Staats­verschuldung: Inländische Gläubiger zahlen hier Steuern auf ihre Zinsen, auslän­dische Gläubiger nicht.

Aus Veröffent­lichungen der Gläubiger, z.B. aus Unternehmens­bilanzen, ist aber ungefähr bekannt, woher das Geld kommt. Insbesondere Invest­fonds wie BlackRock, die Banken finanzieren die Staats­verschuldung. Daneben sind es Lebens­versicherungen, die die Beiträge der Versicherungs­nehmer in Staats­anleihen anlegen. Aber auch Privat­leute und Firmen erwerben Bundes­schatz­briefe, kommunale Schuldverschreibungen und andere Wert­papiere, die der Staat ausgibt.

Diese Papiere werden auf dem Renten­markt gehandelt, dort verkaufen Gläubiger ihre Forderungen an andere Gläubiger, und dort nimmt der Staat neue Kredite auf. Wegen der Tag für Tag notwendigen Umschuldung ist dieser Markt für den Staat von extremer Bedeutung. Denn hier wird der Zins festgelegt, zu dem der Staat neue Gläubiger findet.

Wenn die Gläubiger das Vertrauen verlieren, dass alles pünktlich zurück­gezahlt wird, werden sie neue Anleihen nicht zeichnen: Dem Staat ginge binnen Wochen das Geld aus; die Gehälter im öffent­lichen Dienst, die Renten, die Sozialhilfe, alles könnte nicht mehr vollständig und pünktlich bezahlt werden.

Es wäre schon folgenschwer, wenn nur ein Teil der Gläubiger das Vertrauen verliert. Die übrigen Gläubiger ("Investoren") würden Anleihen nur zu einem höheren Zins­satz zeichnen. Bei der ungeheuren Höhe der Staats­schulden ginge es schnell um Milliarden-Beträge, die der Staat jährlich mehr an Zinsen zahlen müsste!

Stand: Juli 2012