Schulden in Italien

Die Staatsverschuldung in Italien ist auch hierzulande ein beliebtes ein Thema in den Medien.

Doch wie hoch sind die Schulden in Italien wirklich im Vergleich mit anderen Ländern?

Dieser Frage werde ich in diesem Beitrag nachgehen und zeige Ihnen alle Daten und Fakten zu den Schulden in Italien.

Auf einen Blick

  • Die Schuldenuhr Italiens tickt unaufhörlich. Pro Sekunde wachsen die italienischen Schulden um 2.500 Euro
  • Die absolute Staatsverschuldung Italiens belief sich im Jahr 2023 auf rund 2,86 Billionen Euro. 2024 wird Italien die Marke von drei Billionen Euro knacken
  • Ich habe Ihnen auf meiner Webseite die aktuellen Zahlen zur italienischen Verschuldung zusammengestellt. Gleichzeitig erfahren Sie, warum die Schuldenquote Italiens aus meiner Sicht noch nicht wirklich bedrohlich ist

Schulden in Italien auf Rekordhöhe

Die Schuldenuhr Italiens ist auf der Webseite des Thinktanks Istituto Bruno Leoni zu finden. Sie zeigt die rasch wachsenden Schulden, von geschätzt 2.500 pro Sekunde. Italien hatte Ende 2023 eine Pro-Kopf-Verschuldung von 45.062 Euro. Damit liegt Italien rund 15.000 Euro über dem Durchschnitt der Europäischen Union und sogar noch weit vor dem eigentlichen Sorgenkind Griechenland.

Mit 2,86 Billionen Euro (Stand 2023) sind die italienischen Schulden so hoch wie nie zuvor. Das Haushaltsdefizit betrug allein 2023 154,1 Milliarden Euro. Die Schuldenquote, die von 2022 zu 2023 leicht gesunken ist, liegt derzeit bei rund 140 Prozent vom BIP.

Signifikant ist die Staatsverschuldung im Zuge der Finanzkrise von 2008 bis 2013 gestiegen. In den zurückliegenden zehn Jahren ist die absolute Verschuldung Italiens nochmals um 34 Prozent angewachsen.

Staatsverschuldung in Italien: So setzt Sie sich zusammen

Die Staatsschulden Italiens sind größtenteils Inlandsschulden, knapp zwei Drittel. Die Staatsanleihen werden von nationalen Banken und privaten Investoren gehalten. Genau diesen Punkt der italienischen Staatsverschuldung sehe ich als vorteilhaft an.

Es besteht eine enge Verflechtung zwischen den Schulden des Staates und den Bilanzen der Banken. Des Weiteren sind die italienischen Staatsfinanzen widerstandsfähiger gegenüber weltwirtschaftlichen Entwicklungen.

Schuldenquote Italien: Die Entwicklung

In meiner Aufstellung sehen Sie die italienische Staatsverschuldung von 1988 bis 2023 und Prognosen bis 2029.

Entwicklung der Schuldenquote in Italien
JahrSchuldquote
198895,89%
198998,57%
1990101,89%
1991105,50%
1992113,17%
1993124,33%
1994131,06%
1995119,36%
1996119,11%
1997116,78%
1998114,13%
1999113,29%
2000109,03%
2001108,89%
2002106,36%
2003105,50%
2004105,10%
2005106,56%
2006106,74%
2007103,89%
2008106,16%
2009116,61%
2010119,20%
2011119,69%
2012126,50%
2013132,46%
2014135,37%
2015135,28%
2016134,79%
2017134,17%
2018134,45%
2019134,16%
2020154,92%
2021147,09%
2022140,49%
2023137,28%
2024139,23%
2025140,38%
2026142,59%
2027143,06%
2028144,71%
2029144,89%

Quelle: Statista

Das Allzeithoch erreichte Italiens Staatsverschuldung im März 2021 während der Corona-Pandemie mit einer Schuldenquote von 159,6 Prozent. Von der im EU-Stabilitätspakt vorgeschriebenen Grenze von 60 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt ist Italien seit jeher weit entfernt. Das südeuropäischen Land hat seit der Euro-Einführung die Vorgaben vom Maastricht-Vertrag kein einziges Mal erfüllt.

Staatsverschuldung Italiens in Zahlen

Plakativ werden die Schulden Italiens natürlich auch beim Blick auf die reinen Summen, die ich Ihnen für die Zeit von 1988 bis 2023 zusammengestellt habe, versehen mit einer Prognose der Staatsverschuldung bis 2029.

Entwicklung der Schulden in Italien
JahrSchulden
1988575,96 Milliarden Euro
1989650,08 Milliarden Euro
1990731,43 Milliarden Euro
1991827,25 Milliarden Euro
1992933,91 Milliarden Euro
19931.056,78 Milliarden Euro
19941.172,32 Milliarden Euro
19951.179,59 Milliarden Euro
19961.245,73 Milliarden Euro
19971.275,68 Milliarden Euro
19981.299,74 Milliarden Euro
19991.331,32 Milliarden Euro
20001.353,57 Milliarden Euro
20011.420,03 Milliarden Euro
20021.436,14 Milliarden Euro
20031.471,33 Milliarden Euro
20041.526,40 Milliarden Euro
20051.591,58 Milliarden Euro
20061.657,33 Milliarden Euro
20071.677,65 Milliarden Euro
20081.738,35 Milliarden Euro
20091.839,23 Milliarden Euro
20101.920,63 Milliarden Euro
20111.937,47 Milliarden Euro
20122.054,75 Milliarden Euro
20132.136,23 Milliarden Euro
20142.203,00 Milliarden Euro
20152.239,41 Milliarden Euro
20162.285,71 Milliarden Euro
20172.329,93 Milliarden Euro
20182.381,64 Milliarden Euro
20192.410,32 Milliarden Euro
20202.573,54 Milliarden Euro
20212.679,80 Milliarden Euro
2022757,55 Milliarden Euro
20232.862,81 Milliarden Euro
20243.005,69 Milliarden Euro
20253.126,09 Milliarden Euro
20263.244,18 Milliarden Euro
20273.330,75 Milliarden Euro
20283.462,27 Milliarden Euro
20293.565,46 Milliarden Euro

Daten: Statista

Die Statistik zeigt, dass die absolute Staatsverschuldung Italiens kontinuierlich gewachsen ist. Aufgrund des Wirtschaftswachstums, also des steigenden Bruttoinlandsprodukts, ist die Schuldenquote des Mittelmeer-Landes indes von 2020 bis heute sogar gefallen.

Staatsverschuldung von Italien im Vergleich mit anderen Ländern

Italien ist und bleibt weiterhin ein finanzpolitisches Sorgenkind innerhalb der Europäischen Union. In der EU ist nur Griechenland prozentual höher verschuldet. Die deutsche Schuldenquote liegt im Vergleich nur bei gut 60 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die US-Schulden pegeln sich bei rund 125 Prozent vom BIP ein. Sie sind also noch geringer als die Verschuldung Italiens. Deutlich höher sind die Schulden von Japan, mit derzeit über 250 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt.

Am besten lassen sich die italienischen Staatsverschulden noch immer mit anderen EU-Staaten vergleichen, mit einem Blick auf die Pro-Kopf Verschuldung.

Schulden in Italien im Vergleich mit der EU
JahrItalien gesamt% des BIBPro Kopf ItalienEU pro Kopf
20001.465,56 Mrd€109,03%25.738€11.195€
20011.585,61 Mrd€108,89%27.830€11.632€
20021.518,72 Mrd€106,36%26.617€12.032€
20031.300,63 Mrd€105,49%22.693€12.516€
20041.227,11 Mrd€105,10%21.272€13.001€
20051.279,29 Mrd€106,56%22.068€13.611€
20061.319,95 Mrd€106,74%22.701€13.988€
20071.224,10 Mrd€103,89%20.947€14.294€
20081.182,07 Mrd€106,16%20.094€15.458€
20091.318,62 Mrd€116,61%22.313€17.003€
20101.448,78 Mrd€119,20%24.441€18.979€
20111.417,66 Mrd€119,69%23.875€20.356€
20121.599,24 Mrd€126,49%26.860€21.620€
20131.608,49 Mrd€132,46%26.704€22.627€
20141.658,64 Mrd€135,40%27.285€23.161€
20152.018,68 Mrd€135,30%33.240€23.465€
20162.065,16 Mrd€134,80%34.063€23.742€
20172.062,91 Mrd€134,20%34.077€24.020€
20182.017,30 Mrd€134,50%33.387€24.188€
20192.153,68 Mrd€134,20%36.058€24.380€
20202.254,35 Mrd€155,00%37.927€27.072€
20212.266,13 Mrd€147,10%38.323€28.614€
20222.619,11 Mrd€140,50%44.437€29.674€
20232.647,87 Mrd€137,30%45.062€30.845€

Quelle: Länderdaten Info

Die Pro-Kopf-Verschuldung der Italiener ist vergleichsweise exorbitant. Das Land steht in diesem speziellen Ranking sogar weit vor Griechenland.

Gründe für die Verschuldung Italiens

Die Finanzkrise und die Corona-Pandemie haben Italiens Schuldenstand erhöht. Das Minus in den Kassen der Italiener kann aber keineswegs nur anhand dieser beiden nicht beeinflussbaren Faktoren festgemacht werden, im Gegenteil. In Italien wird seit jeher recht locker mit den Finanzen umgegangen. Die verschiedenen Partien des Landes machen in jedem Wahlkampf milliardenschwere Geschenke. Einen Haushaltsüberschuss hat es in Italien seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gegeben. Die EU macht zwar strenge Vorgaben – siehe Maastricht-Richtlinie – konnte aber Italien noch nie einfangen.

Haushaltsdefizit von Italien

Sehr deutlich wird die Finanzpolitik der Italiener beim Blick aufs Haushaltsdefizit. Seit 1988 steht ein Minus vor der Zahl.

Entwicklung des Haushaltsdefizits in Italien
JahrHaushaltsdefizit
1988-10,60%
1989-10,97%
1990-11,16%
1991-11,10%
1992-10,11%
1993-9,77%
1994-8,55%
1995-7,21%
1996-6,62%
1997-2,98%
1998-2,99%
1999-1,77%
2000-2,42%
2001-3,19%
2002-2,87%
2003-3,22%
2004-3,48%
2005-4,08%
2006-3,62%
2007-1,34%
2008-2,56%
2009-5,12%
2010-4,24%
2011-3,59%
2012-2,94%
2013-2,85%
2014-2,95%
2015-2,55%
2016-2,40%
2017-2,42%
2018-2,16%
2019-1,50%
2020-9,38%
2021-8,74%
2022-8,56%
2023-7,17%
2024-4,62%
2025-3,21%
2026-2,99%
2027-2,86%
2028-2,96%
2029-2,97%

Daten: Statista

Gläubiger: Beim wem hat Italien Schulden?

Wie ich bereits eingangs erwähnt habe, hat Italien vornehmlich Inlandsschulden. Zwei Drittel aller Staatsanleihen befinden sich in den Händen nationaler Anleger, Banken und Privatinvestoren. Eine besondere Rolle spielt dabei die Banca d’Italia (italienische Zentralbank), deren Anteil an Staatsanleihen von 5,8% im Jahr 2015 auf 19,3% im Jahr 2024 gestiegen ist. Die Entwicklung ist als Folge des Anleihekaufprogramms (QE) der Europäischen Zentralbank zu sehen.

Zudem hat der Anleihenmarkt in Italien eine wesentliche Besonderheit. Die Bürger können über eine spezielle Online-Plattform direkt Staatsanleihen von der Regierung erwerben. Meines Wissens ist eine derartige Kaufmöglichkeit einer Staatsanleihe in Europa einmalig. Italien bindet die Bevölkerung in die Staatsfinanzierung ein und erreicht mit dem Angebot eine Diversifizierung die Anlegerbasis.

Prognose: Wird Italien schuldenfrei?

Nein. Italiens Schulden sind so hoch, dass Sie in den nächsten Jahrzehnten mit Sicherheit nicht vollständig zurückgezahlt werden können. Es wäre schon ein kleines finanzpolitisches Wunder, wenn das Land sich irgendwann im Rahmen vom EU-Stabilitätspakt bewegt.

Maßnahmen der italienischen Regierung

Anmerken will ich an dieser Stelle, dass die aktuelle italienische Regierung dem Schuldenwachstum nicht tatenlos zuschaut. Ein paar wenige Maßnahmen sind geplant.

  • Wachstumsorientierung: Vornehmlich soll der Haushalt durch Wirtschaftswachstum im Griff gehalten werden. In diesem Jahr wird die italienische Wirtschaft voraussichtlich um ein Prozent wachsen.
  • Rückkehr zum Primärüberschuss: Im kommenden Jahr will Italien einen Primärüberschuss im Haushalt von 0,7 Prozent erreichen. Primärüberschuss bedeutet, dass die Zins- und Tilgungszahlungen in der Bilanz nicht eingerechnet sind.
  • Strukturreformen: Die Regierung plant mehrere Strukturreformen, um die Ausgaben in der Verwaltung zu senken. Die Maßnahmen sollen langfristig zum Schuldenabbau beitragen.
  • Inflationsmanagement: Ein wichtiger Punkt ist die Inflation. Gelingt es, die Preissteigerungen im Rahmen zu halten, so würde sich dies positiv auf die Staatsverschuldung auswirken.
  • Umsetzung vom nationalen Aufbau- und Resilienz-Plan (PNRR): Der PNRR ermöglicht es der Regierung trotz knapper Kassen, weiterhin hohe Investitionen in die Wirtschaft und die Infrastruktur vorzunehmen.

Im Jahr 2026 werden global rund 40 Prozent aller Staatsanleihen fällig. Italien ist davon ebenfalls betroffen. Es stehen hohe Zahlungen an, die unter Umständen zu einer nochmaligen Neuverschuldung führen, die derzeit in den Prognosen zur italienischen Verschuldung nicht vollständig eingepreist sind.

Fazit: Staatsschulden in Italien – wenig Bewegung bei der Schuldenquote

Die Schuldenquote Italiens ist in den zurückliegenden Jahren auf einem konstant hohen Niveau geblieben. Da die Veränderungen aber relativ gering waren, sehe ich die Schuldentragfähigkeit Italiens uneingeschränkt gegeben.

Ich gehe davon aus, dass Italien in den kommenden Jahren an der Spitze der hochverschuldeten Staaten bleibt, aber nicht in eine echte Schuldenkrise rutscht. Dafür gibt es derzeit keine wirklichen Anzeichen.

Fragen und Antworten

Im Frage- und Antwortbereich habe ich abschließend die wichtigsten Fragen zu den Schulden Italiens nochmals zusammengefasst.

Wie hoch sind die Schulden Italiens aktuell?

Die Schulden Italiens werden in diesem Jahr auf über 3 Milliarden Euro steigen. Weitere Zahlen lesen Sie im Abschnitt „Schulden in Italien auf Rekordhöhe“.

Welche Besonderheit hat der Anleihenmarkt in Italien?

Italienische Bürger können auf einer Plattform Staatsanleihen kaufen. Lesen Sie mehr unter „Gläubiger: Beim wem hat Italien Schulden?“.

Wie steht Italien im internationalen Schuldenvergleich?

Italien steht im EU-Schuldenvergleich hinter Griechenland auf dem zweiten Platz. Weitere Vergleichszahlen finden Sie im Abschnitt „Staatsverschuldung von Italien im Vergleich mit anderen Ländern“.

Wird Italien einen Haushaltsüberschuss erwirtschaften?

Italien hat seit Jahrzehnten keinen Haushaltsüberschuss erwirtschaftet. 2025 plant die Regierung aber zumindest mit einem Primärüberschuss, siehe „Maßnahmen der italienischen Regierung“.

Wie ist das Verhältnis zwischen Inlands- und Auslandsschulden?

Zwei Drittel der italienischen Schulden sind Inlandsschulden. Im Abschnitt „Staatsverschuldung in Italien: So setzt Sie sich zusammen“ erfahren Sie, warum dies vorteilhaft ist.