Schulden in der Schweiz

Die Staatsverschuldung in Schweiz ist auch hierzulande ein beliebtes ein Thema in den Medien.

Doch wie hoch sind die Schulden in Schweiz wirklich im Vergleich mit anderen Ländern?

Dieser Frage werde ich in diesem Beitrag nachgehen und zeige Ihnen alle Daten und Fakten zu den Schulden in Schweiz.

Auf einen Blick

  • Die Schweiz hatte Ende 2022 einen Schuldenstand von 204,4 Milliarden Schweizer Franken
  • Vergleicht man die Staatsschuldenquote der Schweiz mit anderen großen Wirtschaftsnationen, so ist diese vergleichsweise gering. Ein Grund für die Tatsache ist, dass es in der Schweiz bereits seit 2003 eine Schuldenbremse gibt
  • Sie finden auf meiner Webseite alle wichtigen Daten und Zahlen zu den schweizer Schulden. Außerdem gehe ich auf einige Besonderheiten der eidgenössischen Verschuldung ein

Schulden in der Schweiz hoch und niedrig

Die Schulden der Schweiz sind hoch und niedrig. Ein Widerspruch? Nein. Man kann den Schuldenstand der Schweiz von zwei Seiten sehen. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Schweiz lag Ende 2023 bei umgerechnet 127.470 Euro. Kein anderes Land der Welt hat pro Kopf eine höhere Verschuldung.

Andererseits bedeutet der Schuldenstand von 204,4 Milliarden Franken Ende 2022 und eine Schuldenquote Ende 2023 von nur 26,9 Prozent bezogen auf das BIP, dass die Verschuldung im internationalen Vergleich sehr niedrig ist. Die Schuldentragfähigkeit der Schweiz ist auch dank der Vermögenswerte in vollem Umfang gegeben.

Staatsverschuldung in Schweiz: So setzt Sie sich zusammen

Die Staatsverschuldung der Schweiz setzt sich aus mehreren Säulen zusammen. Die Schulden verteilen sich auf Bund, Kantone, Gemeinden und die Sozialversicherungen. Ende 2021 sah die Verteilung der Staatsschulden der Schweiz real folgendermaßen aus:

  • Bundesschulden: 100,47 Milliarden CHF
  • Kantone: 55,91 Milliarden CHF
  • Gemeinden: 46,28 Milliarden CHF
  • Sozialversicherungen: 0,31 Milliarden CHF

Daten: Statista basierend auf Eidgenössische Finanzverwaltung

Schuldenquote der Schweiz: Die Entwicklung

Der beste Indikator für den Staatshaushalt ist die Schuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Ich habe Ihnen die Staatsschuldenquote der Schweiz der Jahre 2001 bis 2021 übersichtlich zusammengestellt.

Entwicklung der Schuldenquote in der Schweiz
JahrSchuldquote
200142,5%
200246,0%
200346,4%
200445,7%
200543,4%
200638,3%
200734,3%
200832,1%
200930,7%
201029,2%
201128,5%
201229,2%
201329,1%
201429,3%
201528,8%
201627,5%
201728,1%
201826,1%
201925,6%
202028,2%
202127,1%

Quelle: Statista (basierend auf Federal Finance Administration)

Für bestimmte Zeiträume gibt es in den offiziellen Statistiken keine Angabe der Schuldenquote. Nach meiner Recherche lag diese 2022 noch knapp über 27 Prozent vom BIP, 2023 bei 26,9 Prozent, im September 2024 bei rund 26,7 Prozent. Das Allzeithoch hatte die Schweiz 1998 mit einer Staatsschuldenquote von 47,2 Prozent vom BIP. 2019 wurde das Allzeittief von 25,6 Prozent angegeben. Aktuell gehen die Analysten davon aus, dass die Schweiz bis 2027 (Schätzung 25,7 Prozent in Relation zum Bruttoinlandsprodukt) auf einen niedrigen Schuldenstand zurückkehrt, auch aufgrund positiver konjunktureller Aussichten.

Staatsverschuldung Schweiz in Zahlen

Weiter geht’s im statistischen Teil mit der absoluten Verschuldung der Schweiz. Die Statistik setzt sich aus den Zahlen von 2001 bis 2021 und Prognose für 2022 bis 2027 zusammen.

Entwicklung der Schulden in der Schweiz
JahrSchulden
2001205,4 Milliarden Franken
2002221,8 Milliarden Franken
2003226,3 Milliarden Franken
2004229,7 Milliarden Franken
2005226,1 Milliarden Franken
2006212,0 Milliarden Franken
2007201,8 Milliarden Franken
2008197,2 Milliarden Franken
2009184,9 Milliarden Franken
2010182,4 Milliarden Franken
2011181,3 Milliarden Franken
2012188,0 Milliarden Franken
2013190,8 Milliarden Franken
2014195,1 Milliarden Franken
2015192,4 Milliarden Franken
2016187,8 Milliarden Franken
2017192,1 Milliarden Franken
2018185,5 Milliarden Franken
2019183,2 Milliarden Franken
2020196,5 Milliarden Franken
2021201,1 Milliarden Franken
2022204,4 Milliarden Franken
2023207,8 Milliarden Franken
2024209,6 Milliarden Franken
2025210,2 Milliarden Franken
2026208,7 Milliarden Franken
2027205,8 Milliarden Franken

Daten: Statista Datenbank A und B

Die Statistik zeigt, dass die Staatsschuld der Eidgenossen im ersten Jahrzehnt des Jahrtausends absolut gesunken ist. Im letzten Jahrzehnt ist sie stabil auf einem moderarten Niveau geblieben. Die magische Grenze von 200 Milliarden Franken wurde in der Schweiz im Jahr 2021 durchbrochen, erstmals seit 2007. Grund hierfür sind die Kosten der staatlichen covid-19-Unterstützungsmaßnahmen. Der hohe Schuldenstand wirkt bis 2025 nach, soll dann aber wieder sukzessive fallen.

Detailliert: Schulden der Kantone

Die Kantone der Schweiz sind nach meiner Erfahrung unterschiedlich stark verschuldet. Es gibt einige Regionen, in denen die Schuldenquote fast gen Null tendiert. Andere Kantonsregierungen haben mit einem recht hohen Schuldenstand zu kämpfen. Die Top-5 der hochverschuldeten Kantone sieht folgendermaßen aus:

  • Genf: 34% des kantonalen BIP
  • Neuenburg: 20% des kantonalen BIP
  • Basel-Landschaft: 19% des kantonalen BIP
  • Wallis: 16% des kantonalen BIP
  • Uri: 14% des kantonalen BIP

Im Finanzplan für 2024 haben 14 von 22 Kantonen ein Haushaltsdefizit stehen. Vor allem die großen Kantone wie Zürich, Waadt und Genf werden sich im Minus bewegen. Einen Haushaltsüberschuss erwarten indes die wirtschaftlich stärksten Regionen, mit dem Kanton Zug an der Spitze.

Trotz der teilweisen Defizite kann die wirtschaftliche Lage in allen Kantonen als stabil angesehen werden. Belastet werden die Haushalte von ausbleibenden SNB-Ausschüttungen, auf die ich später noch komme. Zudem belasten steigende Kosten, vornehmlich im Gesundheits- und Sozialbereich, die Haushaltskassen. Trotz der teils angespannten Finanzlage planen einige Kantone Steuersenkungen, um die wirtschaftliche Entwicklung nicht zu gefährden.

Staatsschulden Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern

Im internationalen Schuldenvergleich nimmt die Schweiz mit einer Quote von 26,9 Prozent zum Ende des Jahres 2023 einen Platz ganz am Ende der Rangliste ein. Zum Vergleich: Japan hat eine Schuldenquote von über 250 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, die USA aktuell bei rund 127 Prozent des BIP.

In Europa hatten Ende 2023 nur Estland (19,9%), Bulgarien (24,5%) und Luxemburg (26,0%) eine niedrigere Schuldquote. In Deutschland belief sich die Verschuldung auf 65,9 Prozent vom BIP.

Interessant ist – wie eingangs erwähnt – der Blick auf die Verschuldung pro Kopf. Die Schweiz nimmt aufgrund der niedrigen Bevölkerungszahl hier eine Sonderrolle ein. Mit den über 125.000 Euro pro Kopf steht die Schweiz im Verschuldungsranking klar auf dem ersten Platz. Norwegen (77.980 Euro) und Australien (72.480 Euro) folgen mit riesigem Abstand.

Die Schuldenbremse in der Schweiz

Die Schweiz war der erste Staat der Welt, der eine Schuldenbremse in die Verfassung aufgenommen hat. Die Schuldenbremse der Eidgenossen gibt es bereits seit 2003. Sie ist aber nicht mit der deutschen Schuldenbremse vergleichbar.

Die schweizer Schuldenbremse verpflichtet den Bund, Einnahmen und Ausgaben über den Konjunkturzyklus hinweg im Gleichgewicht zu halten. Sie erlaubt in Abschwungphasen begrenzte konjunkturelle Defizite und verlangt in Hochkonjunkturphasen Überschüsse. Die Wirkung der Schuldenbremse ist ablesbar. Seit der Einführung ist die Staatsschuldenquote trotz Finanzkrise und Corona von 46 Prozent auf rund 27 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt gefallen. In der Schweiz sind keine strukturellen Neuverschuldungen erlaubt. Etwaige Fehlbeträge im Haushalt müssen innerhalb von drei bis sechs Jahren ausgeglichen werden.

Es gibt zwar einige Kritiker, die bemängeln, dass die Schuldenbremse Investitionen in Bereichen wie Klimaschutz, Militär und Bildung (und damit das Wachstum) erschweren, doch insgesamt werden die Regeln von der großen Mehrheit der Schweizer getragen. Die Schuldenbremse der Schweiz wird allgemein als finanzpolitische Erfolgsgeschichte gesehen.

Gründe für die Verschuldung der Schweiz

Wenn es zu einer höheren Verschuldung der Schweiz kommt, dann hat dies immer Gründe, die nicht direkt in der Haushaltsplanung zu finden sind. Es handelt sich um äußere, unerwartete Gegebenheiten. Ich denke an Corona. In den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts war es zudem die Rezession, die für schwierige Finanzverhältnisse gesorgt hat. Die Zeiten sind aber längst vorbei.

Gläubiger: Beim wem hat die Schweiz Schulden?

Beim Blick auf die Gläubiger muss zuerst verstanden werden, wie sich der schweizer Bund verschuldet. 86 Milliarden Schweizer Franken sind sogenannte Geld- und Kapitalmarkt-Schulden. Zusätzlich kommen Schulden gegenüber Steuerpflichtigen, Kantonen oder Unternehmungen des Bundes hinzu.

Der schweizer Staat gibt Schuldpapiere aus, sogenannte Eidgenössische Anleihen. Sie werden im schweizer Sprachgebrauch „Eidgenossen“ genannt. Es handelt sich um frei handelbare Wertpapiere. Die Staatsanleihen haben eine Laufzeit von bis zu 50 Jahren. Kurzfristige Kreditaufnahmen erfolgen über Geldmarktbuchforderungen mit einer Laufzeit von drei Monaten bis zu einem Jahr. 2023 hat der Bund insgesamt 1,25 Milliarden Schweizer Franken an Zinsen gezahlt.

Da die Wertpapiere frei handelbar sind und es sich nicht um Namensschuldverschreibungen handelt, kann die Investorenbasis nur geschätzt werden. Die Überzahl der Eidgenössischen Anleihen befindet sich im Besitz von inländischen Anlagefonds und Versicherungen. Knapp ein Fünftel der Anleihen wird – so die Schätzungen – von ausländischen Anlegern gehalten. Ein kleinerer Teil der „Eidgenossen“ verteilt sich auf Pensionskassen, Banken und andere inländische Investoren.

Prognose: Wird Schweiz schuldenfrei?

Die Schweiz gehört zu den wenigen Ländern der Welt, die mit dem Blick auf Wirtschaftskraft, Steuern und Schuldenstand aus meiner Sicht tatsächlich schuldenfrei werden könnten. Es wird in der Praxis aber nicht passieren. Um die Wirtschaft und das Wachstum am Laufen zu halten, muss auch weiterhin investiert werden. Zudem hat die Schweiz demografisch ebenfalls einige Herausforderungen im sozialen Bereich vor sich.

Maßnahmen der Schweiz zur Schulden-Beherrschung

Trotz der insgesamt guten Lage in der Schweiz plant der Bundesrat weitere Maßnahmen, um die Schulden abzubauen. Die beschriebene gültige Schuldenbremse steht im Mittelpunkt. Des Weiteren sollen folgende Details zur Schuldenreduzierung führen.

  1. Strikte Fiskalregeln: In der Schweiz ist ein über den Konjunkturzyklus ausgeglichener Haushalt vorgeschrieben.
  2. Zweckbindung von Überschüssen: Haushaltsüberschüsse muss immer zur Schuldentilgung genutzt werden.
  3. Schnelle Tilgung: Der Schweizer Staat versucht sich über Geldmarktpapiere kurzfristig zu verschulden.
  4. Föderalismus: Nur 45 Prozent der öffentlichen Finanzen betreffen den Zentralstaat. Der Rest ist auf die Kantone verteilt.
  5. Kürzungen: 2025 sind Kürzungen in den Bahninfrastrukturfonds, bei den Bundesbeiträgen an den ETH-Bereich und der Arbeitslosenversicherung sowie bei schwach gebundenen Ausgaben in verschiedenen Bereichen vorgesehen.
  6. Überprüfung weiter Ausgaben: Der Bundesrat will 2025 weitere Ausgabenbereiche und Subventionen überprüfen. Wo möglich, wird gestrichen, um das Budget zu verringern.

Ein wesentlicher Vorteil der Schweiz ist nach wie vor die eigene Währung. Die Schweizer Nationalbank (SNB) kann regulierend am Mark eingreifen. Sie sorgt seit Jahrzehnten dafür, dass der Franken als harte und sichere Währung bekannt ist. Des Weiteren schüttet die SNB ihre Gewinne jährlich an den Bund und die Kantone aus. Die Zentralbank-Erträge sind ein wesentlicher Baustein der soliden Staatsfinanzen in der Schweiz, unabhängig von der Ebene. Gleichzeitig ist die Schweizer Nationalbank für die Haushaltsplaner gerade in den Kantonen immer ein gewisser Unsicherheitsfaktor. Die Höhe der Zahlungen ist vorab nur schwer kalkulierbar.

Fazit: Schweiz finanziell solide mit niedrigem Schuldenstand

Ich sehe die Schweiz mit einem Blick auf die Schulden als einen sehr soliden Staat. In einer Zeit, in der Europa noch im Schuldenfieber war, hat die Schweiz bereits Anfang des Jahrtausends begonnen, die Schuldenlast sukzessive abzubauen. Ich sehe bei den Eidgenossen, dass langfristig gedacht wird. Selbst wenn plötzlich eine neue Weltwirtschaftskrise ausbrechen würde, wäre die Schweiz bestens gerüstet.

Fragen und Antworten

Im FAQ-Bereich habe ich Ihnen abschließend die wichtigsten Fragen zur Staatsverschuldung der Schweiz nochmals zusammengefasst.

Wie hoch sind die Schulden der Schweiz aktuell?

Die Schulden der Schweiz belaufen sich auf etwas mehr als 200 Milliarden Franken. Die genauen Zahlen lesen Sie unter „Schulden in der Schweiz hoch und niedrig“.

Welcher Kanton der Schweiz hat die höchsten Schulden?

Die prozentual höchsten Schulden bezogen auf das BIP hat Genf. Lesen Sie mehr zum Thema unter „Detailliert: Schulden der Kantone“.

Gibt es in der Schweiz eine Schuldenbremse?

Ja, und zwar bereits seit 2003. Die schweizer Gesetze, die sich gravierend von den deutschen Regeln unterscheiden, beschreibe ich Ihnen unter „Die Schuldenbremse in der Schweiz“.

Wie steht die Schweiz im internationalen Schuldenvergleich?

Es gibt nur drei europäische Länder, die eine niedrigere Schuldenquote als die Schweiz haben. Sie finden diese im Abschnitt „Staatsschulden Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern“.

Wer sind die Gläubiger der Schweiz?

Der schweizer Staat hat keine großen internationalen Gläubiger. Weshalb dies so ist, lesen Sie unter „Gläubiger: Beim wem hat die Schweiz Schulden?“.

Wie werden sich die Schulden der Schweiz entwickeln?

Die Schulden der Schweiz werden in den kommenden Jahren gleichbleiben bzw. leicht fallen. Die Vorhersage finden Sie im Abschnitt „Prognose: Wird Schweiz schuldenfrei?“.